„Fünf Zentimeter, gerade mal. Sie sind schlank“ sagte der Chirurg,“ Ich bemühe mich den Schnitt bei Ihnen nicht allzu groß zu machen. Bei Ihrer Tochter erfolgt der Schnitt so.“ Er zeigte auf seinen Bauch und fuhr mit dem Finger entlang. Dann sprach er von zwei Arterien, Dopplerversorgung nennt man das. Ich fühlte mich gut aufgehoben irgendwie. Fragen hatte ich zum Schluss keine mehr. Was soll`s auch? dachte ich. Als Mama gab es für mich keine andere Wahl. Wochen vergingen im Krankenhaus. Leni war bereits an der Dialyse. Der Schlauch kommt einfach aus ihrem Bauch heraus. Jeden Abend 19 Uhr kam die Schwester und wir lernten Leni an den Cycler anzuschließen. Jeden Abend. Jeden Morgen. An- Ab; An -Ab. Die Geräte und Dialyseflüssigkeiten nahmen einen gefühlt riesigen Raum ein. Die Nächte waren geprägt von Alarmen.

Es ist abends halb zehn. Ich stehe im kleinen Aufenthaltsraum vorm Fenster auf der Transplantationsstation. Kurz zuvor habe ich Caro schluchzend zurückgelassen, die bei Omi und Opi in einem Appartement auf dem Klinikgelände übernachtet. Ich wollte Caro einfach in der Nähe haben. Sie hat fürchterlich geweint bei der Verabschiedung, jetzt habe ich einen riesigen Kloß im Hals. Ich heule mir die Augen aus. Ich habe Angst.

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